Mein Jakobsweg - ...was habe ich mir dabei bloß gedacht Part 07
- blaubaer64
- 8. Mai 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Mai 2024
Eingeteilt in verschieden Abschnitte und Blogbeiträge, möchte ich hier meine Erlebnisse auf meinem Weg nach Finisterre über Santiago de Compostela hier berichten.
Damit es niemanden überrascht: ich schreibe wie es mir in den Sinn kommt und halte mich aller Voraussicht nicht immer an eine wasauchimmer Schreibetikette.
08. Mai
#37 - Entscheidungen
Also um es gleich vorweg zu nehmen: Der Titel Entscheidungen" basiert lediglich auf die Entscheidung mit dem Zug eine Etappe jetzt zu fahren.
Interessant, wie es heute morgen noch kurz ablief. 😅
Ich bin heute morgen, nach einsamen kurzem Frühstück los um im Unterkunftsbüro, was ein paar Häuser weiter war, den Stempel mir noch zu holen - war gestern einfach zu müde.
Dort waren, als ich hinkam, vier weitere Pilger und zusammen mit unserem Gastwirt haben wir uns nochmal über die Wegmöglichkeiten besprochen. .... Nachdem ich den Regen dieser Nacht mitbekommen habe, stand meine Entscheidung, den Zug nach Auch zu nehmen fest. Die vier anderen Wanderer wollten die Strecke laufen, davon waren sie, als ich dann ging, überzeugt.
Naja, ist deren Entscheidung und ich fühlte mich jetzt nicht als Spielverderber oder so. Den Jakobsweg geht jeder für sich alleine, heißt es ja.
Auf dem Weg zum Bahnhof hatte ich die Möglichkeit ein Stück des ausgeschilderten Jakobsweges zu sehen und da reihte sich eine Schlammpfütze hinter der anderen - ich dachte mir nur; viel Spaß wer den Weg geht. ...und ich hatte dann am Bahnhof keine Gewissensbisse, vor allem da dann auch noch ein frischer Wind aufkam. Ich hatte jetzt halt nur gut über eine Stunde Wartezeit.
Jaaaa und dann kam erst das eine Paar Pilger um die Ecke... es ist doch sehr schlammig ... und dann das zweite Paar, mit der selben Begründung. Allerdings scheint es doch ein paar Enthusiasten zu geben, die es sich wirklich geben wollen, denn sie erzählten mir, dass ihnen zwei junge Pilger begegnet wären, die den Weg trotz der Schwierigkeit laufen wollen ... naja, ich war auch mal jung 🤪🤪
Auch - ausgesprochen wie "Usch" oder "Ousch" - ist ein sehr mittelalterlich geprägtes Städtchen in dem einst der richtige Musketier d'Artagnan - Korrekterweise Charles de Batz-Castelmore d’Artagnan - seine Kindheit verbracht hatte ... und dafür steht jetzt seine Statue am Fuß des Treppenaufgangs zur Kathedrale. ...Leider ist heute der 8. Mai, ein Feiertag bei den Franzosen.
09. Mai
#38 - Hart aber wunderschön
Der heutige Tag ist der Tag, der alle anderen besch....eigenen Tage wett machte.
Heute sah ich zum ersten Mal die Pyrenäen ... was für ein Anblick 😍
Ich musste sofort an HdR (Herr der Ringe ... für die Unwissenden 😅) denken: die weißen Gipfel des Caradhras
Ich werde bei besserem WLAN oder Netz hier ein Bild einstellen
Der Fußmarsch von Auch nach Montesquiou war anstrengend, ... 36 km und sehr viel Berge. Das Diagramm des Relivevideos (auch das stelle ich bei besserer Internetverbindung noch ein) sieht aus wie ein Sinuskurvendiagramm 🤪 ... wie gesagt, es war ein harter Marsch.
Im meiner Unterkunft warteten sie tatsächlich mit dem Abendessen auf mich und eines muss ich an dieser Stelle sagen: absolut exquisite Essen (Gänsebraten vom feinsten)
10. Mai
#39 - hard day and broken glas
Was für ein heißer Tag und immer wieder konnte man die Pyrenäen sehen ... naja, die anderen vielleicht, aber bei mir wurde es dann kompliziert... meine Brille ist kaputt gegangen, aber nicht wie im Titel das Glas - Gott sei Dank - sondern das Brillengestell und während dann die anderen Pilger weiterhin über die Hügel hüpften, zog es mich zur Hauptstraße runter und in den Supermarkt am Ortseingang von Marciac. Meine Hoffnung auf einen Sekudenkleber wurde nicht enttäuscht.
Witzig war später dann nur, wie klebe ich die Teile zusammen, wenn ich sie nicht richtig erkennen kann. Es hat aber geklappt 😅.
...zwar nicht so ganz, da das Brillenglas unter einer leichten Spannung im Gestell eingesetzt ist. Das macht halt der Kleber auf Dauer auch nicht mit. ...Es sei denn, das Glas wird mit eingeklebt ... war nicht meine Absicht, ist aber passiert 🤪.
Wenigstens sehe ich jetzt wieder was von der Welt 😅
11. Mai
#40 - noch ein weiterer heißer Tag
Was soll ich sagen.... das Wetter ist nachwievor einfach klasse.
Ich könnte jetzt über die Hitze stöhnen, oder jammern, dass es schwierig wäre mit trinken und so weiter, aber dies würde die ganze Sache verfälschen. Ich darf mir selber halt keine Megatouren für solche Tage planen.
Auf der ganzen Strecke gab's viele steile Anstiege und entsprechende Abstiege, allesamt Anspruchsvoll. ...die Ausblicke waren aber immer wieder ... wunderschön. Fotos können die Faszination und den Zauber des Anblicks nicht wiedergeben. Ich weiß, daß ich hier wieder herkomme.
12. Mai
#41 - Rutschpartie
Nachdem ich gestern so ziemlich fertig in meiner Unterkunft ankam, machte mir meine Gastwirtin den Vorschlag, da es nach Morlaàs wieder um die 28 km sein werden, mich ein Stück zu fahren, was ich dankend annahm.
Und nach dem echt tollen Aufenthalt in A Vie Douce, ging's mit dem Auto bis nach Momy und ich hatte mir 8 km Fußmarsch ersparen können. ... ja, ein bisschen faul darf ich nach so langer Laufzeit ja auch mal werden. Aber wie heißt es doch: kleine Sünden bestraft der Herr sofort .... boah, wie ich die verschlammten Wege anfange zu hassen. Echt! Steil bergauf, schlammig und rutschig; steil bergab, schlammig und rutschig ... und die Ebenen nass. Und genau in einer Talebene, nachdem ich die Berg- und Talfahrt überwunden habe, guten Schrittes vorangehend .... zack .... f**k 🤬🤬🤬🤬 (wieder rechter) Fuß in ein Schlammloch weggeknickt und Knie verdreht!
Wenigstens bin ich nicht zwischen den Brennnessel und im Schlamm gelandet
Es geht weiter ...
13. Mai
#42 - ungewollt
Ungewollt, so kann ich meinen heutigen Tag treffend beschreiben.
War mir gestern nach der Balletteinlage auf matschigem Wege nicht mehr zum weiterlaufen zumute, schlicht weil mir das Knie schmerzte, war dem ganzen heute morgen zwar nicht mehr so arg, aber bei Gott nicht zumute nochmal 26 km zu laufen ... heißt: ich habe mir ein Taxi nach Lescar Pau bestellt, einfach um das Knie zu schonen und um für mich auch herauszufinden, wie es weitergehen kann ... also jetzt nicht an Aufgeben denken, sondern mehr daran, entweder über Saint-Jean-de-Piet-de-Port oder südlich über Somport ... er Camino Frances scheint nach Aussagen der Foren im Netz regelrecht überlaufen zu sein.
Nun, um meine Gedankenwelt nicht in die Unendlichkeit zu ziehen: Ich gehe den Camino Frances - einfach aus dem Grund, dass er der kürzeste Weg ist ... von spiritueller Pilgerfahrt habe ich zugegebener Maßen nichts gespürt .. bisher. Dafür war der tägliche Frust über die nassen und matschigen Wege, sowie das besch*****ne Wetter zu übermächtig. Es gab wohl ein paar Momente bei denen ich mich philosophisch mit mir selbst auseinandersetzte .... aber das hätte ich auch in der Sauna, oder an einem anderen schönen warmen Ort gekonnt.
Einzig der Anblick der Pyrenäen in den letzten drei Tagen haben den "Ooooh"- und "Aaaah"-Effekt bei mir ausgelöst. ..... Ansonsten ... Mein Spatz fehlt mir 🥺
Aaaach und am Abend gab es dann noch einen Weghinweis vom Wetter: nimm in den nächsten Tagen die Straße 😅
Das war um 20 Uhr rum ...
...und ging noch bis nach Mitternacht so weiter
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