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Mein Jakobsweg - ...was habe ich mir dabei bloß gedacht Part 03

  • Autorenbild: blaubaer64
    blaubaer64
  • 15. Apr. 2024
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Apr. 2024

Etappen #13 - #18


Eingeteilt in verschieden Abschnitte und Blogbeiträge, möchte ich hier meine Erlebnisse auf meinem Weg nach Finisterre über Santiago de Compostela hier berichten.

Damit es niemanden überrascht: ich schreibe wie es mir in den Sinn kommt und halte mich aller Voraussicht nicht immer an eine wasauchimmer Schreibetikette.


Auf ein Neues ....


12. April

#13 - Die Monstertour


Für den heutigen Tag wollte ich es wissen: die Monstertour von knapp 40 km ...naja es waren etwas über 38 km, aber davor hatte ich halt ein paar Kilometer weniger pro Tag unter meinen Sohlen.

Aber von Anfang an:

Zu Beginn musste ich erst einmal den Grund erfahren, warum die Gastwirtschaft eigentlich geschlossen war ... traurig aber wahr: der Mann meiner Wirtin ist vor ein paar Jahren verstorben und wir erzählten uns dann beim Frühstück von unseren Lieben, nicht ohne Tränen ... beide. Die gute Frau meinte dann auch, dass sie schon lange nicht mehr über ihren Mann so viel geredet hatte wie jetzt mit mir - es tat ihr auch gut und wir verabschiedeten uns herzlich - diese Begegnung bleibt in Erinnerung.

...ebenso wie der Weg, der niemals zu Ende schien. Selbst als ich den Rhein überquerte kam es mir nicht sonderbar vor ....lediglich, dass die Leute plötzlich kein deutsch mehr sprachen. Hatte schon was lustiges: ich mich meinem schrecklichen englisch und nicht vorhandenem französisch.

Allerdings sind die Franzosen megafreundlich - ein "Bon jour" bei fast jeder Begegnung nur so im Vorbeigehen. Ich war beeindruckt.

Zu erwähnen wäre da noch Fessenheim: für einen kurzen Augenblick dachte ich, das war's!

Ein Mann reinigte mit einem Dampfstrahler den Bürgersteig und als ich vorbei ging rutschte ich über die Bordsteinkante und knickte meinen rechten Fuss dabei um, so dass ich fast den Boden küsste ... das tat weh! - bei einem kalten Glas Cola in der Pizzeria, ein Haus weiter, erholte ich mich recht schnell davon, was mich wunderte und danach setzte ich meine Reise fort ... und ich dachte zwischendrin, ich komme nicht an. Einmal musste ich mich sogar mal auf alle Vier herablassen, damit ich wieder zu Atem komme, denn auch mein Trinkwasser ging mir zur Neige ... ich Depp hatte vor lauter Sturz vergessen zu fragen, ob die mir in der Pizzeria die Flaschen mit Wasser füllen könnten. ... Es gibt ja noch andere Möglichkeiten mag da jetzt einer denken: Nein gab es nicht, denn der Jakobsweg führt dich Richtung Santiago, aber nicht zwingend von einer Wasserstelle zur nächsten, sondern - gefühlt - immer schön daran vorbei.

Kurz vor Ensisheim half mir dann eine gute Frau und füllte mir eine Flasche mit Wasser und gab mir sogar noch einen Schokoriegel, als Stärkung. Gooott war ich für das kühle Nass dankbar. ...und 900m weiter war dann mein heutiges Ziel erreicht.




Und die Sauna dann im Hotel ... oooooooh Leute: ich lass mir zuhause auch eine kleine Sauna einbauen 🤭

...wo war ich??? .... ach ja:


13. April

#14 - der Weg nach Thann


Die nächsten 25 km stehen an .... einfach gedacht und mit Elan losmarschiert ... frech daran war, dass es stetig bergan geht, man merkt es kaum, aber letzten Endes waren es doch über 400m Höhenmeter die man an der Thur entlang geht.

Der Fußmarsch hatte auch was fieses an sich: man läuft den ganzen Tag an einem Flüsschen entlang, hört das süße Plätschern und das eigene Trinkwasser geht erneut immer mehr zur Neige ... vor allem, wenn das Wetter auch noch so sonnig schön ist. Das nächste Mal nehme ich einen Wassertank, statt Rucksack, mit. ...bin ja auch gespannt, wie es mir dann in Spanien ergehen wird.



Auch wenn die Menschen hier in Frankreich Fremden gerne behilflich sind, - so nehme ich jedenfalls die Leute hier wahr - so fehlt es an geöffneten Gaststätten. ...auf dem ganzen Weg nach Thann kam ich nur an einem Lokal vorbei, bei dem ich letztlich nur etwas Wasser bekam, da es noch nicht geöffnet (oder eigentlich bereits geschlossen) hat. Nix mit Radler, Cola oder sonstwas Spritziges unterwegs, geschweige denn, etwas zum Essen ... naja, letzteres habe ich ja immer noch als Speckgürtel dabei 😜😜

In Thann angekommen, gab es für mich dann auch erstmal keinen Stempel, da die Kathedrale geschlossen war. ...dann halt morgen.

Und jetzt ab zum Hotel.


14. April

#15 - die Krabbeltour


Nach einem hervorragendem Abendessen gestern und gutem Frühstück heute morgen ging es frohen Mutes, aber mit schmerzenden Beinen, zur Kathedrale um mir meinen Stempel abzuholen ... was aber nix daraus wurde, denn ich kam gerade zur Eröffnung der Sonntagmesse dort an.

Dieser Beginn der Messe war für mich ergreifend, obwohl ich kein Wort von dem was da gesungen wurde verstand - es war einfach schön und mir kamen erneut die Tränen, so dass ich es nicht mehr ausgehalten habe und die Kirche ohne Stempel verlies.

Das Wetter ist schön und ich habe heute noch eine sehr weite Strecke vor mir ... sah machbar aus, aber mein überschätztes Ego brauchte heute mal wieder einen Dämpfer.

Hätte ich nicht bis Belfort geplant, sondern nur bis nach Kloster Bellemagny, wäre ich auch schon zufrieden gewesen, aber da der Wetterbericht mir nicht gerade das kommende schönste Wetter berichtete, wollte ich meinen Sturkopf durchsetzen und Belfort auf alle Fälle erreichen ... was für eine Arroganz meinerseits und meine Füße zeigten mir diese recht deutlich ... so deutlich, dass ich nach einer längeren Strecke durch den Wald, bei dem es wirklich abenteuerlich zuging - ich weiß nicht über wie viele Bäume ich klettern, bzw. unten durch krabbeln musste ... ich sah aus, wie Kinder nach einem Matschtag im Kindi, nur dass ich eine normale Jeans anhatte - ja, danach entschloss ich mich, eine Pause einzulegen und einen Teil der Strecke zu überspringen.

Sorry, für den vorangegangenen, mega Schachtelsatz. Ich konnte da jetzt nicht anders 😁.

Nun denn! Mit diesem Vorsatz kam ich jetzt in Bellemagny an, bekam da auch meinen Stempel und dann erfuhr ich auch noch die absolute Freundlichkeit der dortigen Schwestern.

Man kann vielleicht seinen Glauben verlieren, aber hier bekommt jeder Glaubensverlustigte (meine Wortkreation) einen Zweifel in die andere Richtung gesät.

Eigentlich wollte ich von dort aus mit einem Taxi weiter ... Tja, in Frankreich ticken die Taxis irgendwie anders ... jedenfalls in den ländlichen Regionen, denn Sonntags fahren da anscheinend nur Taxis mir Voranmeldung. Ich kann euch sagen, so doof stand ich selten da und wäre nicht die hilfsbereite Schwester gewesen ... ich hatte in dem Moment nicht einen Funken Plan, was ich als nächstes tun könnte. Der Schock saß und als mir - wie gesagt - die Schwester eine Lösung anbot, nämlich mich zum Bahnhof nach Dannemarie zu fahren, war ich mehr als glücklich über diese Möglichkeit. Eine Mitbewohnerin dieses Klosters - keine Nonne - hatte ein Auto und damit brachten mich die beiden Damen zum Bahnhof. ...warum aber die Fahrerin sich während der Fahrt immer wieder bekreuzigte, wagte ich anstandshalber nicht zu erfragen.

Und so kam es, dass ich dann doch noch nach Belfort kam. ..also, wenn Gott mal gute Laune hat und Glück auf Erden verteilen will: die beiden haben eine Extraportion verdient 😊




...und jetzt ist erstmal ein Tag Pause.


16. April

#16 - der Sprung


Heute laufe ich wieder, allerdings nur kurz, denn das kalte, nasse und zum Teil stürmische Wetter lässt den Spaß am Pilgern ... sagen wir mal.... einfrieren. Dazu kommt noch, dass es, auf der eigentlich kommenden Strecke, so gut wie keine Übernachtungsmöglichkeit gibt.

Wäre es nicht Wetter mäßig so besch...eiden, hätte ich es vielleicht noch als abenteuerliche Herausforderung gesehen. ...aber was soll's. Ist ja jetzt auch meine Entscheidung, einen kleinen Sprung mit dem Zug zu machen ... nach St-Jean-de-Losne.


Wenn man so am Bahnhof sitzt und auf den Zug wartet, kommen - zumindest mir - viele Gedanken dazu, warum die Menschen vielleicht "pilgern". Ich meine, dass ich mir auch gestern, an meinem Pausentag, so meine Gedanken gemacht habe. ... Das Ergebnis war bisher ernüchternd, denn wenn ich so die einzelnen Foren gelesen habe, mit den guten Vorschlägen und Erfahrungen ... also ganz ehrlich: es ist mir nicht ganz schlüssig.

Wie komme ich darauf? ... naja, da wird viel über Rucksacktransport, "wie komme ich am besten von A nach B", günstigeÜbernachtung und sonstige "Urlaubsannehmlichkeiten" gefaselt. Der wirkliche Sinn des Pilgerns kommt bei mir nicht rüber.

Ich lese so gut wie nichts davon, dass jemand in einer Kirche sitzt und einen die Traurigkeit überwältigt, oder über seine Erkenntnisse, die die Wanderschaft in mir auslöst .... eigentlich nur "ich habe es nach Santiago geschafft " ... gerade so, als hätte ich jetzt eine Urkunde bei einem Sportereignis erworben ... wenn es letztendlich nur darum geht, kann mir Santiago den Buckel runterrutschen. ...sorry, wenn ich gerade übers Ziel hinausschieße, es ist allerdings genau das was ich gerade so fühle und wie die Bilder bei mir ankommen ... ich habe halt Zeit, um mir Gedanken zu machen.




Tja, in meiner letzten Unterkunft - sozusagen hier in St Jean de Losne - sitzt mir mir ein älteres Ehepaar aus Alaska und die Frau erzählt mir, dass sie letztes Jahr den Camino Frances gegangen ist ... und wie viele da mit unterwegs war. Vor allem ab Burgos musste es einer Pilgerschlange ähnlich wie zu den Goldgräberzeiten die Glücksritter auf den Klondike-Pass hoch sind ... dieses Bild hat sie mir bestätigt, ebenso den Rat gegeben, lieber 3-4 Tage Übernachtungen in Hotels planen und buchen sonst habe ich echt das Nachsehen. ....na da kann ja einem der Spass vergehen. Ich erzählte von meiner Sichtweise der Dinge und mir wurde zugestimmt. ...bin ja mal echt gespannt was da auf mich zukommt.


17.April

#17 - nasser Tag


heute bin ich früh los gekommen ... der Wetterbericht gab auch nicht das schönste Wetter von sich ... ich fürchte es wird nass.

Aber zuvor noch eine kleine Fröhlichkeit: als ich durch den Hafen von Lonse gelaufen bin, kam ein Auto und hupte mich kurz an ... es waren das alte Ehepaar aus dem B&B, wünschten mir noch Buen Camino und weiter fuhren sie ... keine Ahnung was die heute noch vorhatten.

Ich wusste zumindest, was ich vor hatte: laut Camino-App 21 km, am Ende wieder 25 km.

Was ich nicht vorhatte: im eiskalten Regen zu laufen ... ich habe dieses kalte Wetter satt 🤨.

Klar, wenn es zu heiß ist, jammert man da, zu nass, zu windig, zu voll .... etc. dem Pilger kann man es nie recht machen 😅😅




Auf jeden Fall bin ich für heute froh, dass ich erst noch meinen Stempel im Kloster Citeaux bekommen habe .... und dann halt auch einen leckeren Käse, Akatzienhonig und Kekse. 😋

...und jetzt in meiner heutigen Unterkunft angekommen bin.


18. April

#18 - in einem durch


Kurz noch zu meiner Gastgeberin: Es war jetzt das zweite B&B, welches ich hier in Frankreich besuchen durfte und ich bin abermals überrascht über die Geduld und Zuvorkommenheit meiner bisherigen Gastgeberinnen ...ich mit meinem fürchterlichen Englisch und fast nicht vorhandenem französisch ... und trotzdem gibt es eine Möglichkeit der Verständigung ... ich bin immer noch fasziniert.

Nun aber zu meinem heutigen Marsch .... Leute!!! Anhalten und Pause machen war gar nicht drin, denn es war mal wieder Arschkalt. Es hat sogar wieder Graupelschauer gehabt und selbst wenn die Sonne raus kam, ist es nicht wirklich wärmer geworden. Ich hatte am Morgen noch mit dem Gedanken gespielt, den Hoody heute zum laufen anzulassen, überlegte es mir aber, Gott sei Dank, noch rechtzeitig, denn sonst hätte ich nichts Warmes mehr am Zielort gehabt. Ich war teilweise außen, wie innen, nass. Die Jacke hatte ich bis oben hin zu, weil's eben so kalt war.

Wenn die Kälte nicht wäre, würde selbst der Regen erträglich, ... so macht die Tour nicht sehr viel Spaß.

In Nuits Saint Georges - warum das Nuits (franz.: Nächte) davor steht weiß ich leider nicht - also in Nuits Saint Georges hätte Moni ihre Freude gehabt, wenn sie den Supermarkt gesehen hätte, denn früher wenn wir in diesen mal gegangen sind, ..ja es ist die Nordausführung einer deutschen Supermarktkette 😜 .... ach, ich will hier keine Werbung machen ... schwelge bloß in Erinnerung ....sorry. Jedefalls habe ich mich hier auch ein wenig Provianttechnisch ausgestattet, wohl bedacht, denn ich schleppe das Ganze ja eine Weile mit 😅

Danach ging's weiter und weiter und weiter ... Anhalten hätte nur Kälte in die Glieder gebracht ... und unterwegs ist mir aufgefallen, dass ich heute morgen eigentlich nur ein Croissant gegessen habe. ...na wenn ich heute nicht ein bisschen abgenommen habe 😁





 
 
 

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