Mein Jakobsweg - ...was habe ich mir dabei bloß gedacht Part 04
- blaubaer64

- 19. Apr. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Apr. 2024
Eingeteilt in verschieden Abschnitte und Blogbeiträge, möchte ich hier meine Erlebnisse auf meinem Weg nach Finisterre über Santiago de Compostela hier berichten.
Damit es niemanden überrascht: ich schreibe wie es mir in den Sinn kommt und halte mich aller Voraussicht nicht immer an eine wasauchimmer Schreibetikette.
19. April
#19 - der Spaß bekommt ein Loch
Also heute war's, gefühlt, der schlimmste Tag ... mit Regen und eiskaltem Wind ging es los ... und um es kurz zu machen: endete auch der Tag.
Viel habe ich heute nicht gesehen, weil ich im Prinzip die ganze Zeit den Kopf gesenkt hatte um den eisigen Wind nicht voll ins Gesicht zu bekommen ... und Anhalten war wieder nicht drin, denn dann wäre ich weiter ruck zuck ausgekühlt .... kurz: ein scheiss Tag und einer der mir die Lust an dem Trip megamäßig versaut.
20. April
#20 - alles anders als geplant
Schräg der Tag heute.
Ich hatte mir gestern noch ausgedacht, dass ich mir die Strecke nach Rully etwas mit dem Zug abkürze, aber als ich dann auf der Brücke über dem Kanal und der Eisenbahn stand hatte ich noch gut eine 3/4 Stunde Zeit, bis der Zug gekommen wäre ... also entschied ich mich, den Weg doch einfach schon mal zu gehen, dann ist nicht so viel Zeit verloren ... und prompt laufe ich mit den gezeigten Weg auf eine Sackgasse zu, bzw. es war eigentlich ein Privatgrundstück welches zu überqueren gewesen wäre. Ich dachte noch, dass es bestimmt nicht auffallen würde ...hahahahaha - keine zwei Schritte hatte ich auf die Straße nach dem Tor gesetzt, wurde schon aus dem Fenster geschrienen ... da brauchst kein französisch können um zu verstehen, dass du dich unerwünscht auf einem Privatgrundstück befindest. Ergo: umdrehen und doch auf der Landstraße gehen und hoffen, dass dich keiner umfährt.
In Rully angekommen, dachte ich noch: "och, dass wird schon nicht zu anstrengend" ....man habe ich falsch gelegen - zwar nicht so wie im Schwarzwald aber bergauf und bergab vom feinsten.
Ich bin eigentlich auff den Jakobsweg zurückgegangen, weil ich mir den Stempel von Mercurey holen wollte .... es ist Samstag und da hat die Kirche geschlossen... 🤨... ich sag jetzt mal nix dazu.
Nun, dann halt weiter, so mein Gedanke und das "weiter" bedeutete bergauf, bergauf, bergauf , bergauf .... ich dachte das hört niemals au. Da gibt's eigentlich nichts mehr, was nach oben geht, man kommt um eine Kurve und es immer noch weiter ... ein Punkt wo der eine oder andere vielleicht vom Glauben abfallen könnte. Dann so eine Art Gipfelkreuz ... nach dem es aber trotzdem weiter bergan geht ... krass.
Aber alle Berge haben mal ein Ende und ich sagte mir noch kurz vorher, wenn ich jetzt keine Fußschmerzen mehr habe und locker flockig über eine Wiese hüpfe, dann bin ich im Paradies und eigentlich tot... aber ich kam mit schmerzenden Füssen doch einmal oben an und da die Sonne ein wenig ihre Wärme auf mich runter lies, nutzte ich die Gelegenheit um mir trockene Sachen anzuziehen, denn ich war sowas von nassgeschwitzt.
Dann stand ich kurze Zeit später bei einer Christusstatue ... toller Ausblick, bloß wie um alles in der Welt, komme ich jetzt da runter von dem Felsen?... Ich da runter, aber fragt bitte nicht wie.
Auf die Uhr geschaut dachte ich dann nur: "Fuck!!! Bis 19 Uhr komme ich nie in Buxy an und die Eincheckzeit ist bis 19 Uhr" - also: der Tom schreibt eine Nachricht an das Hotel in Buxy, dass es ggf. nach 19 Uhr werden wird. Die freundliche Antwort: kein Problem. ... das beruhigt.
Also ab Richtung Buxy und der Jakobsweg kann mich mal. Und dann, auf der Hauptstraße hält ein Fahrer (ungefähr mein Alter) an, fragt was ich denn vorhabe und mit ach und krach konnte ich es ihm erklären. Der Fahrer lachte, sagte auf englösisch (meine Kreation von englisch und französisch😁) dass er mich nach Buxy fahre würde ... also da sagte der alte Tom nicht nein dazu 😅 ..und so war ich letztlich um 17 Uhr in Buxy ... brauchte allerdings fast noch eine Stunde, bis ich esw gecheckt hatte, wo der Eingang zum Hotel war.
Das Hotel an sich war dann ganz im Vintage-Style .. so nen bisschen 60er Jahre Style - nicht schlecht, aber war nur für eine Nacht, denn morgen geht's 35 km südwärts.
21. April
#21 - Maskenball
Wer zu meiner Zeit beim Bund war, oder musste, kennt vielleicht noch den Begriff "Maskenball": ...wenn die Ausbilder die Soldaten antreten ließen und sie dann zum Umziehen wieder in die Stube schickten und dann wieder umziehen und wieder umziehen und dann wegtreten in die Stuben; in 20 Minuten ist Stubendurchgang! ...mann, hatte ich diese Spielchen gehasst. Und heute war es mir so als würde das Wetter mich an genau diese Zeit erinnern wollen - ....🤬🤬🤬
Heute hatte ich meinen Gefrierpunkt in Sachen Motivation erreicht, denn es war sonnig, eiskalt und eiskaltwindig und Graupelschauer und Regen und eiskaltwindig und aaaaaaaaaah!!! Ich hasste das heutige Wetter und mein Entschluss stand: Ich gehe morgen nirgends hin!
Der heutige Weg: nachdem ich Buxy verlassen habe ging's erstmal auf der Landstraße ein Stück, dann auf einer aufgelassenen und zu einem Radweg umgebauten Eisenbahnlinie weiter Richtung Cluny.
Nach ungefähr der Hälfte der Strecke, als ich eben diesen Entschluss fasste, stornierte ich erstmal mein Hotel für übermorgen und schrieb das Hotel in Cluny an, ob es okay wäre eine zweite Nacht dort verbringen zu können - war kein Problem.
Mein Problem war - hier komme ich zurück zum Anfang - das Wetter: wenn die Sonne raus kam, war es sofort warm und ich fing mega an in meiner Jacke zu schwitzen, also ausziehen. Kaum 10 min gelaufen, verschwindet die Sonne wieder hinter einer megadunklen Wolke und es kam gleich ein eisiger Wind auf, also Jacke wieder anziehen, sonst hält man (ich) es nicht aus. .... das ging nicht vielleicht zwei bis drei mal, NEIN! weiß der Teufel wie oft ich diese Prozedur durchgezogen habe .... es war zum Kotzen.
Ich muss an dieser Stelle auch sagen, der Weg ist sehr schön angelegt, aber ich hatte durch meinen Ärger leider nicht dass notwendige schöne Auge dafür.
In Saint Gengoux le National wollte ich mir einen Stempel abholen .. zu blöd: es ist Sonntag und da haben die Ämter geschlossen ... ha ha ha, als Pilger fühlt man sich so auch ein wenig veräppelt ... also weiter nach Taizè.
Aber dort angekommen hatte ich echt keinen Bock auf ein mögliches zweite Mal vor verschlossener Tür zu stehen, also zog ich auf meiner Strecke weiter und ließ Taizè im wahrsten Sinne links liegen.
Um 19:30 eeeeeeendlich Cluny und so auch mein Hotel erreicht
Also die Etappe
22. April
#22 - Cluny
habe ich jetzt ganz Cluny gewidmet, denn diese alte Klosteranlage hat es nicht verdient, einfach durchzurennen ... andererseits tat die Pause meiner Laune und meinen Füssen gut.
Die Bilder kommen aber noch ... sorry
23. April
#23 - der zweite große Sprung
Das Wetter nervt und meine Laune befindet sich im Eiskeller. Da ich mich bereits vorgestern für diesen Sprung entschieden habe, nun der kleine Film dazu .... aber ich lasse meinen Kommentar über den Ablauf heute etwas ...ausfallen. Irgendwie mag mich diese Welt nicht.
24. April
#24 - der Weg in den Gèvaudan
oh Leute, echt! Der Tag heute hätte mein letzter sein können. Ich hatte Schnee, Regen und kalten Wind und es war mega anstrengend für mich. Ich habe, kaum in dem Hotel angekommen, mit meiner Tante aus der Schweiz geschrieben. Meine Motivation war nicht mehr im Eiskeller, sondern tiefer. Ich plante gedanklich meine Heimreise. Wie kann das Wetter um diese Jahreszeit so beschissen sein und warum mache ich das alles eigentlich ... Ich kannte meine Frau gut genug, dass sie sowas nicht von mir verlangen würde.
Aber was soll's - der einzige "Lichtblick" war meine Neugier auf Saugues und dem Museum der Bête de Gèvaudan. Also ziehe ich es mal bis Saugues durch.



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