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Mein Jakobsweg - ...was habe ich mir dabei bloß gedacht Part 05

  • Autorenbild: blaubaer64
    blaubaer64
  • 25. Apr. 2024
  • 9 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Mai 2024

Etappen #25 - #30


Eingeteilt in verschieden Abschnitte und Blogbeiträge, möchte ich hier meine Erlebnisse auf meinem Weg nach Finisterre über Santiago de Compostela hier berichten.

Damit es niemanden überrascht: ich schreibe wie es mir in den Sinn kommt und halte mich aller Voraussicht nicht immer an eine wasauchimmer Schreibetikette.


25. April

#25 - Durchs Gévaudan


Mein heutiger Weg ist zwar einer der kürzeren, hatte es aber mächtig in sich ... also Schwarzwald war nen Klacks dagegen.

Aber nichts desto Trotz - ich bin weitergelaufen und das heute mit einer überraschend besseren Laune, als gestern. ... auch wenn es gleich mit Schneeregen losging, aber es war kein Wind und so bin ich nicht weit gekommen, da habe ich mein Langarm-T-Shirt ausgezogen ... ich dachte mir: muss ja nicht alles nassschwitzen. Und das, obwohl es 2°C hatte.

Das Gehen machte mir heute weniger aus - auch auf die Hinsicht, wie tief ich noch ins Tal musste um dann auf der anderen Seite wieder hoch zu laufen. Die Gegend hatte es in sich. Mir zitterten vor Anstrengung, nach steilem bergab, die Beine.

Auch lies ich es mir nicht nehmen eine Burgruine - soweit ich es mit dem Gepäck konnte - zu inspizieren. Viel konnte ich leider nicht sehen, aber für meinen "Burgruinengeist" hat es genüge getan.




Was mich heute aber auch gewundert hatte, dass ich von wie frisch erholten Jakopspilgern überholt wurde, vor allem nach dem steilen Anstieg. Zuvor hatte ich Gelegenheit immer wieder auf den Weg zurückzuschauen ... da war nie jemand zu sehen und 10 min später düsen die an einem vorbei, als hätten die nie einen Anstieg gesehen. ...aber vielleicht waren es auch Pilger, die den Rucksacktransport genommen haben, um die Höhe gut zu überwinden, denn eben solch ein Fahrzeug ist auch an mir vorbeigefahren.


26.April

#26 - ein Tag in Saugues


Den heutigen Tag wollte ich ganz der Bestie des Gèvaudan widmen ... zu dumm, dass ich nicht damit gerechnet habe, in einer Nebensaison hier aufzukreuzen. Das Museum hat nur einmal die Woche zur Zeit auf ...


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Ergo: Ich stand mal wieder vor verschlossener Tür 🤪

Dann halt noch versuchen in der Kirche sich den Stempel abzuholen .... auch das war ein "Ist nicht"

Eine freundliche Wirtin neben dem Tour des Anglais erklärte mir, dass die meisten Pilger nur ein Foto vor der Kirche machen und dann wieder weiterziehen. Nur diejenigen, welche sich Zeit für den Ort nehmen fragen auch nach dem Stempel ... aber den gibt es halt auch nur zur Hauptsaison, denn auch hier werden Stempel immer mal wieder mitgenommen. In meinen Augen, haben diejenigen, die Stempel mitnehmen, nicht kapiert um was es eigentlich geht 🙄.

Eine Frage, die sich mir immer wieder aufdrängt:

Nehmen sich die meisten Pilgern überhaupt die Zeit, sich nicht nur die durchquerenden Landschaften, sondern auch die Orte eingehender anzuschauen?

Mir ist halt aufgefallen, dass - wie gestern bei der Staute der Bête - die meisten Pilger, die mich kurz vorm Ziel "überholt" haben, kurz schauen und dann zack weiter.

Auch in den Foren der einzelnen Pilgergruppen, bekomme ich immer mehr den Eindruck, es geht da zu wie wenn eine besondere sportliche Leistung zu erbringen wäre ... es wird gerechnet, wieviel Kilo ich im Gepäck habe, was eine Ausrüstung alles beinhalten soll und wieviel ein Gepäcktransport kostet ... ich vermisse Berichte wie es jemanden eigentlich bei der Pilgerwanderung wirklich ging, welches Erlebnis, welche Erkenntnis man vielleicht teilen will. Mich interessiert es nicht, wieviel Kilometer man geschafft hat. Das Ganze grenzt an einen Wettlauf ... und ich gebe unverdrossen zu, mich Anfangs auch darauf eingelassen zu haben: Ich muss da und da zu dem Zeitpunkt sein ... Mein größter und bedeutendster Schwachsinn, dem ich erlegen bin.

Ich musste erstmal gaaaaaaanz unten sein mit meiner Motivation und Laune, um überhaupt mal wieder klar denken zu können ... und ich weiß, dass ich morgen über genau diese Worte wieder fluchen werde, weil mir die Füße weh tun und ich eigentlich keinen Bock auf irgendwie weiterzumachen habe und dann doch am nächsten Tag wieder meine Schuhe anziehe und weiterlaufen werde.

Den einzigen Zwang, den ich mir auferlegen werde ist, dass ich das gebuchte Hotel rechtzeitig erreiche und wenn´s mir doch zu blöd wird und die Möglichkeit es mir erlaubt, ein wenig mit Bus oder Bahn zu "hüpfen".

Übrigens: Danke an meine Tante aus der Schweiz und meinen portugiesischen Freunden, bei denen ich mich letztens so richtig ausgekotzt habe und sie mir dadurch mehr oder weniger geholfen haben. Danke für eure Geduld.

Jetzt noch ein paar Bilder von Saugues



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Tour de Anglais


Wie immer kann das Bild den wahren Eindruck des Gebäudes nicht wirklich vermitteln.

Wenn man sich den Turm genau anschaut, hat man den Eindruck, da sind die Steine nur aufeinandergelegt und dann noch so hoch ... einfach krass.

Da kann man bestimmt hoch, aber da geb ich an dieser Stelle zu: hab ich schiss



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Eine andere Ansicht


...hat ein wenig den Eindruck einer großen Kuckucksuhr

Trotzdem Beeindruckend











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Der alte Mann vor Saint-Médard


...wo ich keinen Stempel bekam 😥



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Der Innenraum der Stiftskirche Saint-Médard


...man spürt hier echt das Mittelalter noch nach









Und unten der Alte mit seiner Bestie 😏



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Und morgen geht's nach Saint-Alban-sur-Limagnole ... um 19 Uhr muss ich dort sein, weil's sonst nix mehr zum Essen gibt 😋


27. April

#27 - vom Winde verweht


Also ich war am 27.04. sowas von fertig ... ich hätte beinahe das Abendessen verschlafen. Auch musste ich folgende Zeilen hier reinschreiben, weil ich meine Augen danach - also nach dem Abendessen - kaum offenhalten konnte.

>>sorry, dass ich heute erstmal nur das Video einstelle, aber ich bin heute fix und fertig

32 km war keine einfache Sache, aber zur Info: es hat - trotz orkanartigem Wind - wieder Spaß gemacht.<<

Eigentlich ist damit fast alles gesagt, aber ich möchte doch ein paar Zeilen - zumindest zu dem Wind hier einbringen.

Das Ganze war kein Wind, es war eher ein Orkan, denn wenn ich durch den Wald musste, hatte ich das Erlebnis meines Vaters im Kopf, der bei dem Winterorkan Wiebke (Februar 1990) in unserem Garten war um Holz für den Ofen zu holen. Mein Dad sagte damals, dass er noch nie in seinem Leben solche Angst hatte, weil es um ihn herum überall knirschte und krachte. ...naja, Angst hatte ich jetzt nicht, aber es waren jetzt auch keine beruhigende Geräusche um mich herum.




Und wenn ich daran denke .... meinen Hut musste ich dauernd festhalten. Jetzt jammere ich aber nicht des Wetters wegen, denn immerhin hat es nicht geregnet.

Trotzdem war ich dann doch froh, in Saint-Alban-sur-Limagnore angekommen zu sein ... war aber auch mächtig durchgefroren 🥶


28. April

#28 - regnerischer Sonntag


Heute morgen taten mir meine Füße noch wirklich arg weh, konnte erst in meinen Stiefeln wieder richtig auftreten. Aber heute war eh ein "Erholungsmarsch" von nur 14 km geplant ... hatte aber keine Ahnung, wie sehr es auf dieser Strecke fordernd und vor allem hoch und runter und wieder hoch ging ...und das auf Wegen, die eigentlich zu Bächen geworden sind.

Also mit nassen Füßen zu laufen ist auch nicht lustig ... und morgen soll es immer noch regnen . Brrrr 🥶🥶🥶 ... sogar ein paar Sachen im Rucksack sind nass geworden, aber da sehe ich eher mein Verschulden dahinter. hab ja unbedingt die Packung Gummibärchen da reinstopfen müssen, wo der untere Reißverschluss war 🥴.

Bis auf ein kleines Stückchen des Weges, hielt ich mich an den Jakobsweg... ja das kleine Stückchen... Es war mir halt mal wieder einfach zu blöd, warum ich über den Berg musste (und der Weg wieder mal eine Bachvariante war), wenn ich die Straße um den Berg nehmen konnte, was jetzt wirklich nicht die Kilometerabkürzung war, sondern einfach ein etwas trockenerer Weg.

Aber ich war nicht der einzige, der so dachte. Ein netter Herr, Phillip, aus England vermute ich und er dürfte meine Altersklasse entsprechen, war auf dem selben Pfad und wir kamen gut ins Gespräch .... ich wunderte mich ein wenig über mich selbst, da wir unsere Konversation auf englisch hielten und ich mich doch eigentlich in Sachen Sprache für eher Talentfrei gehalten habe.

Aber es ging überraschend gut - das war wahrlich mein heutiges Highlight 😁

Ach ja, vor lauter reden (manche fürchten mich deswegen 🤣🤣🤣) waren wir "zack" im Ort und beim Hotel. Dort war es dann - zum Glück - kein Problem, dass ich eigentlich vor der offiziellen Eincheckzeit mein Zimmer bekam. ...und dort stellte ich dann auch noch fest, dass einige Sachen, wie schon erwähnt, nass waren.





29. April

#29 - versumpft


Also der heutige Tag hat es in sich. ..okay, welche haben es denn nicht? 🤪

Heute war es allerdings ein ... besonderer Tag: ich sah mich schon von der Feuerwehr gerettet werdend, weil ich einen wirklich fatalen Schritt getan habe ... aber der Reihe nach.

Gestartet bin ich in Payre en Aubrac - bei Regen.

So ging es eigentlich den ganzen Tag und der Wetterbericht versprach keine Besserung. ...aber ich kam echt gut voran, verlief mich gleich zu Anfang, was aber nicht der Rede wert war, denn kurz dareauf war ich wieder auf dem richtigen Pfad. ...trotz der Nässe waren die Wege eigentlich gut begehbar ... bis ... ja, bis ich erst einmal eine Mutter mit ihren drei Kindern überholte und dann von meinen vorangehenden Mitwanderer gebremst wurde: der Weg war versperrt ... naja, eigentlich war er in einem See verschwunden.

Meine "Vorwanderer" sind dann über einen Zaun und über die Wiese und ich schaute mir den "See" erst einmal an. Die 4er Gruppe - Mutter mit drei Kinder - kam gerade den hang herunter und ich beschloss, ihnen zu helfen. Wir machten es unseren Vorwanderern nach und liefen dann ebenfalls erst über das Feld ... was eher schon Sumpf war ... und ich sah noch, wie mehrere Wanderer an einem Wiesenfeld sich noch halfen weiterzukommen. Der alte Tom denkt sich noch, den Weg nehmen wir auch. Was ich nicht sah: wie die Gruppe vorher dahin kam und ich nahm an, dass sie über die Wiesenflecken hüpften. So nahm ich diese "Wiesen" als möglichen Weg ins Visier und schon bei der ersten Grünfläche hüpfte ich auf den vermeintlichen festeren Untergrund und platsch ... stand ich bis zur Hüfte im Wasser und konnte meine Füße nicht mehr bewegen - die steckten im Morast fest. Die Mutter half mir dann wenigstens den Rucksack wieder zurück auf's Trockene ... soweit man von "Trocken" reden kann.

So nass ich jetzt war - also stellt euch vor, mit den Klamotten plus St bei 8° C in einen See zu hüpfen und dann bei zusätzlichem Wind noch ca. 5 km laufen ... hab ich sozusagen gemacht, weil ich auch stinksauer auf meine Unachtsamkeit war. Dann überfiel mich der Frust und ich dachte "Daumen in den Wind, vielleicht erbarmt sich ja einer deiner" ... keine 3min und eine Autofahreri nahm mich trotz pitschnasser Kleidung mit. ... und so kam ich vor der eigentlichen Eincheckzeit im Hotel an, welches mir sogar einen Tee zubereitete.





30. April

#30 - auf fast trockenen Wegen


Heute war Leistungsmarsch angesagt, zumindest hatte ich ein Zeitfenster, in dem ich in meiner heutigen Unterkunft ankommen soll, wenn ich noch etwas zu Essen, geschweige denn zu schlafen bekommen soll.

Und da ich von der gestrigen Sumpf- und Regengeschichte die Nase gestrichen voll hatte, nahm ich nir für den heutigen Weg vor, relativ trockenen Fußes zu laufen ... kann nur sagen: ich denke zuviel 🤪.

Ich lief also auf der Landstraße und es war ein wenig so, als würde ich zum Feldberg hoch laufen, aber es war relativ trocken, zumindest auch, wenn es mal wieder regnete.

Was für mich aber neu war, dass ich immer öfters jetzt Rückenschmerzen im Bereich der Nieren bekam ... war unangenehm und ich schob es noch auf den Umstand, dass ich eigentlich seit zwei Wochen immer in nassen Klamotten rumlief - Höhepunkt war ja gestern mit meiner Sumpferfahrung.

Es war nervig, aber ich kam schon mal gut am ersten Drittelziel in Aubrac an und musste mir erst einmal noch was zum trinken - also mal was anderes wie gechlortes Leitungswasser - zum trinken besorgen. Bei der Gelegenheit kam mir meine Vorzweitagenbekanntschaft Phillip, aus London, entgegen. Er war gerade dabei mit seinem Freund wieder auf Achse zu gehen. Ich sagte noch, dass ich heute auf Wald- und Flurwege verzichte und lieber den 2 km weiteren Weg auf der Straße bevorzuge. "We see you" und schon waren sie auf dem Weg nach Saint-Chely-d'Aubrac ihrem Etappenziel ... meines lag noch 16 km weiter, aber trotzdem gönnte ich nir die 15min Pause.

Dann bin auch ich wieder los, und während alle wie bei einer Prozession den matschigen Jakobsweg entlangliefen, bin ich auf der Straße Richtung Chely losgezogen. ... mein Hnady-GPS hatte ganze 4 km (grob geschätzt) keinen Kontakt und so musste ich mich auf meinen Spürsinn soweit verlassen ... naja, viel falsch laufen auf einer Straße ist da jetzt nicht drin.

Und als ich gerade in Saint-Chely ankomme quert vor mir Phillip den Weg, erstaunt mich zu sehen, aber er hat sofort geschnallt, dass ich die Straße genommen habe ... obwohl es eigentlich ein Umweg war. Phillip meinte nur noch, dass es eine gute Entscheidung von mir war und während wir dann so die letzten Meter gemeinsam gingen, erzählte er mir, dass ich nicht der Einzige war, der in dem Sumpf gelanget war. Es wurde in seiner Unterkunft viel darüber geredet, er selber war an fast gleicher Stelle eingesunken und jetzt weiß er, dass ich diejenige Person war, von denen die anderen auch geredet haben ... da war anscheinend diese Mutter mit ihren Kindern untergebracht ... faszinierend.

Nun, während Phillip jetzt sein Ziel erreicht hatte, stand mir ein nochmal so langer Weg bevor ...und der Rücken wurde nicht besser. Ich hielt mich bis so 5 km vor meinem Ziel an die Straße, musste dann aber doch auf den traditionellen Weg .... und der war eine Anstrengung pur.

Dieses Teilstück des Weges muss bei Regen ein Bach sein, was anderes konnte ich mir nicht vorstellen ... und der Weg war nass - ob ich je meine Schuhe und Klamotten wieder trocken bekomme?




Der Zielort, Saint-Côme-d'Olt war ein Klosterconvent, von Ordensschwestern geleitet und deshalb war es wichtig bis spätestens 19 Uhr anwesend zu sein, was mir rechtzeitig gelang.

Ich war von dem Convent beeindruckt.


 
 
 

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