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Mein Jakobsweg - ...was habe ich mir dabei bloß gedacht Part 06

  • Autorenbild: blaubaer64
    blaubaer64
  • 1. Mai 2024
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Mai 2024

Etappen #31 - #36


Eingeteilt in verschieden Abschnitte und Blogbeiträge, möchte ich hier meine Erlebnisse auf meinem Weg nach Finisterre über Santiago de Compostela hier berichten.

Damit es niemanden überrascht: ich schreibe wie es mir in den Sinn kommt und halte mich aller Voraussicht nicht immer an eine wasauchimmer Schreibetikette.


01. Mai

#31 - an der Grenze


Schon beim Start heute in Saint-Côme-d'Olt, regnete es in Strömen, also fiel mir die Entscheidung erneut auf der Staße zu gehen nicht sonderlich schwer. Ein paar Enthusiasten, die gut 1h vor mir aufgebrochen sind, wählten den traditionellen Weg. Als ich schon zu Beginn sah, wie dreckig und nass die Geschichte wird ... die haben mir leid getan.

Ich mach's kurz, weil ich heute hauptsächlich nur meine Füße sah.

Mir tat und tut zur Zeit der Rücken echt weh, alles so um die Nierengegend. Es war grenzwertig und da ich die Motivation, zu laufen noch voll habe, dachte ich über Möglichkeiten nach, wie ich weiterkomme, denn es hat sich ergeben, dass die Übernachtungsmöglichkeiten für die nächsten Tage gewaltig eingeschränkt haben ... das liegt halt daran, dass viele Franzosen den Jakobsweg jetzt um den 1. Mai bis zum Wochenende gehen ... naja, wie viele ihn dann doch gehen, sei mal so dahingedacht, aber Fakt: ich konnte nirgends reservieren und im Convent - die halfen mir ein wenig beim telefonieren - sagte man mir dann auch noch, dass selbst die Gîte ausgebucht seinen .... zumindest die, die offen haben - einige wären wegen des schlechten Wetters noch gar nicht geöffnet.

Nun mit diesem Gedanken bin ich dann los ... die einzige Option wäre jetzt nur noch ein kleines Hotel, das mich 191,- Euro kosten würde und das Frühstück mit 21,- Euro noch gar nicht inbegriffen war.

Ich bin vielleicht verrückt, aber das schoss bei mir über die Grenzen hinaus.

Mit welcher Option gehe ich weiter? - Diese Frage stellte ich mir immer wieder - Autostop / Trampen? ... auf das Glück wollte ich mich nicht verlassen, denn ich konnte ja nicht einmal mit Bestimmtheit sagen wo ich wann wäre.

Dann kam mir Toulouse in den Sinn, denn egal wo ich mit einem Zug hinwollte, alles ging über Touloous.

Kurzes Telefonat mit meinen "Familienfreunden" und die Sache war für mich dann klar: 2 Tage Erholung in Toulouse.

Mit dem Gedanken kam ich dann Mittags in Estaing an ... 20 min später goß es in Strömen und ich konnte meine Mitpilger nur bedauern.




Estaing ist eine wirklich schöne, mittelalterlich anmutender Ort.

Die gute Frau an der Rezeption half mir dann auch bei der Organisation für ein Taxi morgen, denn was anderes fährt mich nicht zu einem Bahnhof


02. Mai

#32 - eigentlich keine Etappe


Auf eine Streckenaufzeichnung habe ich heute verzichtet, denn erstens hatte ich bei der Abfahrt mit dem Taxi den Start des Programms verpasst (autsch 🤪) und zum anderen wechsel ich ja jetzt total den Weg .... und nein, es ist NICHT der Rückweg 😅😅

Auf der Fahrt zum Bahnhof nach Rodez hat es in Strömen geregnet ... Punkt eins, der gut war für meine Entscheidung nach Toulouse zu fahren.

Punkt zwei: das hat mich kurz überrascht, denn als ich auf mein Taxi wartete kam ein Bus - möglich war auch ein zweiter - und etwa drei Schulklassen stiegen mit Sack und Pack aus um den Jakobsweg zu gehen .... jetzt weiß ich, warum da in den Herbergen kein Platz mehr war. Die Wirtin des Hotels hatte mir da zugestimmt, meinte aber, dass de Schulen sowas öfters machen ... ja klar, aber was solls: Toulouse ist ja jetzt angesagt.

Uuuuuuuuund ihr glaubt es nicht! In Toulouse angekommen regnete es erst noch - wieso auch nicht - und dann ein Wunder für mich: die Sonne kam raus. Ich wusste gar nicht mehr wie schön es sein kann in der Sonne spazieren zu gehen ... also im ernst! Ich war happy.





03. Mai

#33 - Stadtrundgang in Toulouse


Da ich noch in der Pausenphase bin, dachte ich mir, dass ich Toulouse unsicher machen könnte uuuund nicht nervten letzte Nacht meine Haare - nicht der Bart, sondern die auf dem Kopf ... ich hatte halt zu lange schon eine Glatze.

Ich ging also durch die Stadt mit dem Ziel einen Barbershop zu finden .... tat ich auch, allerdings musste ich auch hier einen Termin ausmachen - also wenn ich das jetzt nicht hingekriegt hätte, hätte ich morgen heimfahren können.

Nun denn - dann schaut euch mal an, was die La Ville Rose (die pinke Stadt) zu bieten hat ... Seinen Spitznamen verdankt Toulouse übrigens den in zahlreichen Gebäuden verbauten Terrakotta-Ziegeln. Für mich hätte sie den Spitznamen Petit Paris verliehen bekommen.





05. Mai

#34 - Neustart auf der Via Tolosana



ree

Ja, jetzt musste ich mir erstmal eine kleine Kaffeepause, bzw. Schoko-Cappuccino-Pause gönnen.

Der Weg war nicht schwer, das Wetter hat so gut mitgespielt, dass ich im T-Shirt laufen konnte und die Menschen sind hier mega hilfsbereit. ....und meine heutige Unterkunft ist als kleine Ferienwohnung für max. 2 Personen ideal.


Okay, der Weg ... also der Hit war er ja nicht, geht man doch die meiste Zeit durch ein Industriegebiet, dann durch eine Hochhaussiedlung, zum Teil mischen sich dann Ferienhaus-Domizile dazwischen ...schon irgendwie komisch manchmal, aber eines ganz bestimmt nicht: reizend. Ab hier, in Lèguevin, sollte es nach der kleinen Stadt wieder ländlicher werden ... naja, lassen wir uns überraschen.

Als ich in Pibrac war, also in dem Ort kurz vor Lèguevin musste ich echt staunen: deren Basilika ich ja ein Mordsding ... der Hl. Germaine (Cousin) gewidmet. ... armes Ding, das Mädel.


Nun denn ... so sah mein Weg also heute aus ...



...der morgige Weg wird scheinbar kürzer sein ... und hoffentlich wird es nicht regnen 😅


06. Mai

#35 - Abnehmtag


Kürzerer Weg ... wenn man nicht vor lauter Quatschen die Abbiegung verpasst 🤪😅 ... aber der Reihe nach.

Erstmal musste ich ja heute morgen feststellen, dass ich in einer Ferienwohnung ohne gebuchtem Frühstück saß ... ging ja auch nicht, da der Besitzer alles online macht, heißt: er ist bei der Übergabe gar nicht anwesend und man holt sich den Schlüssel aus einem Schlüsselsafe ... das gleiche Ding, aus dem ich immer früher meinen Büroschlüssel holen musste, wenn ich Depp diesen im Büro hab liegen lassen und die Tür zumachte ... okay, alte Geschichte.

Nun. Mein Frühstück umfasste also den restlichen Apfelsaft, den ich noch hatte und zwei Tassen Cappuccino ... die Kekse waren schon verpackt und wollte ich jetzt nicht mehr rausholen. ...allerdings hatte sich meine Packstrategie später noch einmal gerächt - ist halt blöd, wenn man das Essen unten einpackt.

Nachdem alles fertig verpackt, das Geschirr wieder abgespült, verräumt und die Wohnung wieder sauber war, konnte es weitergehen ... 500m weiter gab's einen Supermarkt, da wollte ich alles ein wenig auffüllen ... und am Ende war ich so in Gedanken, dass ich nur eine 2l Flasche Cola gekauft hatte. Erst als ich durch Léguavin gelaufen bin und feststellen musste, dass die Geschäfte heute alle zuzuhaben scheinen, ging mir ein Licht auf, dass es vermutlich keine gute Idee war, später mir was zum Essen zu kaufen. Und dass ich nicht an meinen Proviant rankomme. Den Rucksack einfach absetzen wollte ich aus wettertechnischen Gründen nicht: es hat geregnet und alles war nass.

Die Wege änderten sich dann auch wieder in gewohnt schlammige Pfade und ich erspähte einen ausgesetzten Pilgerstab mit Muschel. Ich hatte es mir noch überlegt, ob ich den mitnehmen soll, für den Fall, dass der Besitzer noch vor mir ist ... hatte mich dann doch anders entschieden. Und 200m weiter traf ich dann das dazugehörige ältere Paar - wie sich später herausstellte auch aus Deutschland.

So nach einer Stunde später hatte ich dann doch noch ein relativ trockenes Plätzchen gefunden um mich wenigstens ein klein wenig zu stärken - mit so einer Art französischer Minisalami und Cola. Nach dem Ende der Pause kam dann das ältere Paar gerade den Berg herunter und nach kurzer Begrüßung war klar, wir können uns ganz normal in deutsch unterhalten .. ja und so schwätzten wir miteinander, was uns so alles unterwegs mittlerweile passiert ist, bis der gute Mann feststellte, wir sind zu weit gelaufen .... 😣😮😅😅🤪 ... aber schnell konnten wir auch feststellen, dass es eigentlich nur ein kleinerer Umweg noch ist, um auf die ausgeschilderte Strecke wieder zu kommen.

Unsere Wege trennten sich wieder, als der Weg durch Dickicht und Gestrüpp ging ... ich verabschiedete mich mit den Worten, dass ich vor kurzem bei so einer ähnlichen Aktion im Sumpf gelandet bin und jetzt lieber die Straße bevorzuge ... ich wünsche den beiden weiterhin viel Spaß beim Pilgern.

Ja ... und ich bin dann auch in L'Isle-Jourdain über die Hauptstraße angekommen ...und musste auch hier feststellen, dass die meisten Geschäfte geschlossen haben. Bei ein paar wenigen las ich, dass sie um 16 Uhr erst wieder öffnen - na super, da will ich schon in meiner Unterkunft sein.

Ein Bäcker hatte offen und - besser als nix - kaufte ich zwei Schoko-Croissants ... die Kids aus der Gruppe würden sich wegschmeißen vor Freude ... ich hätte halt gerne in dem Moment was salziges gehabt 😜

So! Und jetzt noch 2 km außerhalb der Ortschaft endlich meine Unterkunft erreicht ... es sieht echt toll da aus 😎



na dann - mal sehen was morgen kommt 😁


07. Mai

#36 - gibt schönere Wege


Also der heutige Tag ... die Via Tolosana ist nicht gerade mein Favorit. Mal abgesehen davon, dass es durch das nasse Wetter kaum trockene Plätze gibt an denen man längere Rast machen könnte, sind auch die Wege gewöhnungsbedürftig. Zumindest der heutige.

Die Unterkünfte allerdings sind super - Toulouse mal ausgenommen 😅.

Zurück zu meinem heutigen Weg.

Schon als ich los bin, gab mir meine Gastwirtin den Rat mich erst noch an die Straße zu halten, die Wege um den See herum seien zu aufgeweicht ... ich dachte, so schlimm wird's schon nicht sein, hat es doch gestern nicht viel geregnet. Aber es war auch praktischer, bis zum Abzweig des Jakobsweges auf der Straße erst noch zu gehen ... und an der Abzweigung sah das Ganze ja noch ganz gut aus ... bis nach ca. 500m die Matschlöcher anfingen. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie es den Traktorfahrern mit ihren dicken Rädern Spaß macht, durch jedes Matschloch zu heizen ... als Fußgänger ist's nicht so schön.

Wie komme ich darauf, daß die da durchheizen? Ganz einfach! Der Matsch ist im Umkreis von ca. 2m verteilt 🤪 ...aber okay, ist vielleicht deren Spaß. Was soll's 😅.

Nun hatte ich dann diesen Abschnitt überwunden und gehofft, daß es trockener wird, stand ich mitten in einer Baustelle für eine Umgehungsstraße ... und schaute vermutlich blöd aus der Wäsche 😅

Ein netter LKW-Fahrer machte mich darauf aufmerksam, daß der Pilgerweg hier nicht mehr weitergeht und ich muß auf der Hauptstraße ungefähr 500m gehen, bis ich an ein Haus komme und dann links runter ... kein Problem. Das Haus war schnell gefunden und es gab auch einen entsprechenden Wegweiser. Perfekt ... bis zum nächsten ... Sumpf. Naja, zumindest musste ich daran denken, als ich die Spuren meiner Mitpilger in dem Schlamm sah ...

Erster Gedanke: Ich will nicht mehr!

Zweiter Gedanke: Ich will nach Hause!

Dritter Gedanke: Scheiß drauf, da musst du jetzt durch und fall bloß nicht hin!

Nachdem ich dann durch war, hatte ich nur den Gedanken: WARUM????? Ich weiß schon gar nicht mehr, wie sich trockene Stiefel anfühlen. Und mit gefühlt 3 kg Extragewicht an jedem Schuh gings erstmal weiter. Habe ich etwas Schlamm vom Stiefel bekommen, hatte ich 2m weiter wieder was dran ... und so gings eine ganze Strecke ... ich sag jetzt nix mehr dazu.

Fakt: Nachdem ich die Straße erreicht hatte, war mir klar, für heute habe ich genug von Jakobsweg. Ich laufe die Straße!





Und in meiner jetzigen Unterkunft hat man mir auch schon gesagt, dass ich mir gut überlegen soll, ob ich nicht lieber auf der Staße gehen möchte, weil die Wanderwege nach Auch schwer zu begehen seien, alles wegen des schlechten Wetters der letzten Tage ... vielleicht nehme ich dann gleich den Zug ... Es nervt mich gerade, dieses ganze Matschwetter.

 
 
 

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